Datum
27.12.2019 - 09.01.2020
Tage
13
Übernachtung Tipp
Gut übernachten kann man im Mekong Delta in My Tho beim Thach Thao Homestay. Preiswert, (wie das meiste in Vietnam) ca. 13 Euro, wenn man direkt bucht. Die Zimmer sind einfach und sauber, das Gründstück ist jedoch aufwendig bepflanzt. das Highlight ist die Familie, die das Hostel betreibt. Hier wird gemeinsam mit anderen Gästen gekocht und gegessen - das fanden wir besonders nett!
Temperatur
Über 30 Grad Grad tagsüber, nachts kaum kälter - immer sonnig
Ausgaben
€ 890,09 für 13 Tage - 68,48 Euro Tagesbudget (ohne Flüge, ohne Motorradkauf)
Schönstes Erlebnis
Die Fahrt durch die kleinen Minigassen des Mekong Delta mit bezaubernder Natur. Der Unterschied zwischen kommunistischen Stadtbildern und einer voranschreitenden Amerikanisierung der Volksrepublik.
Doofstes Erlebnis
Doof fanden wir, dass wir um in das Land zu kommen einen Rückflug buchen mussten, den wir gar nicht brauchten. So ein Quatsch. Auch doof, dass wir als erstes ein Apartement in Saigon gebucht hatten, was angeblich voll war und vermutlich gar nicht existierte. dementsprechend festellen muusten, dass es in Vietnam auch Betrüger gibt.
Leckerstes Essen
Pho Chai - eine vegetarische Nudelsuppe, mit Tofu (evtl. war auch Wurst drin) und frischen Kräutern. Wirklich lecker und wahnsinnig billig. Auch gut Tofu oder Huhn in Lemongras, raffiniert gewürzt und intensiv im Geschmack.
Unsere Meinung
Wow, ganz anders als erwartet, aber sehr interessant. Gerade der Unterschied zwischen dem sozialistischen Erscheinungsbild kleinerer Orte und gerade den jüngeren Vietnamesen, die schon sehr westlich wirken und sich ebenso kleiden. Eine Metropole wie Saigon, die einfach anders ist, als alle was es in Europa an Großstädten gibt - super!
Toiletten Situation
Es ist ja so der Hammer. Bei jedem Klo, auf das du in Thailand oder Vietnam als Mann gehst, kannst Du dir sicher sein, dass eine Frau rein kommt und irgend etwas zu putzen hat. Völlig schambefreit wird hier umhergegangen und geglotzt. eigentlich natürlich, aber auch lustig. Fanden wir.
Vietnam ist oder war ja eine der großen Unbekannten auf dieser Reise. Letztendlich wird das Land kommunistisch von einer Einheitspartei regiert. Ich hoffe, das ist richtig so. Wir hatten nun das Glück, uns mit einer jungen Vietnamesin, die "International Buisness" studiert hat, und einem älteren Vietnamesen über die politische Situation hier zu unterhalten. Klar geworden ist uns leider nichts, denn irgendwie wirkt alles sich stetig weiter amerikanisierend (Starbucks, Mc Donalds, KFC etc.) oder verwestlichend (BMW, Mercedes, Nestle), auf der anderen Seite werden die Symbole des Kommunismus, wie Hammer und Sichel, Arbeiter- und Bauernplakate, typische Regierungsgebäude hochgehalten. Wir sind einfach nicht durchgestiegen.
Das Land ist für uns super interessant. Sind die Städte hektisch, voll, immer in Bewegung und für einen Teil (Uta) unserer zweier Reisegruppe die ersten Tage kaum auszuhalten, geht es auf dem Land etwas ruhiger zu. Die Landschaft ist hier wahnsinnig grün und gerade im Gebiet des Mekong gibt es immer etwas zu bestaunen oder anzugucken. Sei es die unglaubliche Beladung mit der die kleinen Moppeds fahren, die Hängemattenkaffees (Ca Phe Vong) im Süden des Landes oder die auf abenteuerlichste Art gebauten Brücken über dem Mekong. Minikleine Sträßchen durchziehen die Dörfer hier und man wähnt sich im Paradies - mit Blumen, Früchten, Palmen und Schmetterlingen. Langweilig wird das Bereisen des Landes nie. Allerdings ist auch hier wieder einmal das Mopped die beste Option der Fortbewegung.
Die Straßen sind zwischen sehr gut und sehr schlecht. Zum Teil eine echte Herausforderung. Ständige Konzentration ist gefordert, weil einem permanent Autos, Laster, Fahrräder und Moppeds auf der eigenen Straßenseite entgegenkommen. Nach anfänglicher Skepsis können wir sagen: Das System funktioniert – man muss es allerdings dringend verstehen.
Es gibt überschaubar viele Tourihighlights und die werden ziemlich massiv ausgeschlachtet, wie wir an den Cu Chi Tunnels und dem Floating Market in Can Tho feststellen konnten.
Waren wir von den Menschen in Thailand vollends begeistert, fällt es in Vietnam wesentlich schwerer eine vernünftige Beschreibung zu formulieren. Es wird auf jeden Fall nicht ganz so viel gelächelt, wie beim Nachbarn. Staunen, wundern, schmunzeln, das beschreibt es vielleicht am besten. Köstlich zum Beispiel, wenn Vietnamesen den ganzen Tag im Schlafanzug (Complet) durch die Gegend laufen und im chicen Satinteil auch Roller fahren – Es ist halt auch sau bequem. Heilig scheint auch der Mittagsschlaf von 9:00 bis 15:00 Uhr in einem der unzähligen Hängemattenkaffees zu sein – nur unterbrochen vom Verspeisen einer deftigen Suppe, deren Inhalt nicht immer genau identifiziert werden kann.
Leider sprechen sehr viele Vietnamesen kaum oder wenig Englisch. Wir haben uns auf dem Rest der Welt dann immer gut mit Händen und Füßen verständigen können. Das funktioniert hier nicht. Unsere lustigen, pantomimischen Darbietungen werden ebenfalls mit einem Lächeln beantwortet und ohne weitere Reaktion abgehakt. Ein Mechaniker wollte mir auch den Ölwechsel verwehren, weil er das von mir auf dem Handy vorgeführte Öl nicht vorrätig hatte. Allerdings hatte er nur die dort abgebildete Marke nicht. Es kostete uns schon einiges an Überredungskunst, bis der neue Schmierstoff eingefüllt wurde. Und da hatten wir echt Glück! - Denn „der Vietnamese/die Vietnamesin“ kann richtig stur werden, wie wir zum Beispiel bei den Preisverhandlungen unserer Mopeds erlebt haben!
Aber dennoch: Nahezu alle Kombi-Erklärungen aus Zeichensprache, Google Übersetzer und lainehaftem Schauspiel schlagen in diesem Land immer wieder fehl. Insbesondere ältere Frauen haben uns so gerne an den Rand des Wahnsinns getrieben. Es kann aber durchaus sein, dass auch unser Verhalten die Menschen hier einfach nur staunen lässt (so lässt sich ihr Gesichtsausdruck jedenfalls ab und zu deuten...). Zu groß scheinen die kulturellen Unterschiede.
Letztendlich bleibt hier aber doch, dass nahezu alle Geschichten mit einem kleinen Lächeln ausgehen, egal ob eine der beiden Seiten das Ziel erreicht hat oder nicht.
Enorm viele Vietnamesen waren überdies interessiert an uns und unserer Reise. Winkten uns zu und versuchten mit uns irgendwie ins Gespräch zu kommen. Die Kinder sind richtig super und begrüßten uns immer mit „Hello“; „Welcome“ und Co. Das war toll.
Was wir ekelig fanden war das ständige Gerotze und Gespucke auf den Boden. Selbst im Restaurant wird ständig rumgeglibbert und das in einer Lautstärke, dass es einem übel wird. Wir dachten das wäre eine chinesische Spezialität. Ist es aber nicht. Leider – aber wir haben uns schon ein bisschen daran gewöhnt!
Insgesamt mögen wir die Vietnamesen und sind gespannt, ob sich unsere Erfahrungen auch im Norden des Landes bestätigen werden.
Oh, echt richtig nervig! Am Flughafen in Thailand wollen wir einchecken. „Was, kein Rückflugticket? Dann gibt es keinen Boardingpass!“
Sämtliche Erklärungsversuche, dass wir mit einem Motorrad weiter nach Kambodscha reisen wollen schlagen fehl. Wir können ja gerne mit dem Motorrad das Land verlassen, aber wir brauchen dafür ein Flugticket. Das ist total unsinnig und kostet unser Geld. Zum Glück gibt es Anbieter für diesen Fall (onward ticket), die einem ein preiswertes Faketicket ausstellen. Das mussten wir dann 5 Minuten vor dem Flug kaufen. Gerade nochmal gut gegangen.
In Ho Chi Minh City durften wir uns dann eine Stunde in die Passschlange stellen. Welche der zig Möglichkeiten die richtige war konnten wir allerdings auch kaum herausfinden. Keine Beschilderung, bzw. keine unterstützende Auskunft. Beim Grenzbeamten mussten wir dann umfassend erklären, dass wir mit dem Deutschen Reisepass für 15 Tage Aufenthalt kein Visum benötigen. Wir hatten Glück, dass er diese Regelung kannte, sonst hätte er uns wahrscheinlich zur Visaschlange geschickt. Jetzt wollte er noch unser Hinflugticket sehen (wo sollen wir denn bitte woanders hergekommen sein im Airport VOR der Passkontrolle, als aus einem Flugzeug?) und dann durften wir endlich vietnamesischen Boden betreten.
In Vietnam bezahlt man mit dem Dong. Münzen haben wir nicht gesehen. Kein Wunder, da 25.000 Dong einem Euro entsprechen. Geld abheben ging beim Automaten meist recht gut. Hier werden gebühren zwischen 2-4 Euro fällig – doof nur, dass viele Automaten nur 70 Euro (2.000.000 Dong) auswerfen. An einem Tag bekamen wir kein Geld an diversen Automaten und konnten nicht herausfinden, ob das Problem bei der DKB, Visa oder dem vietnamesischen System lag. Doof, so ohne Geld herum zu rennen. Mit der Visa Card zu bezahlen ist teilweise möglich, aber nicht besonders üblich. Hier ist eher Cash angesagt.
Das Leben in Vietnam ist sehr günstig. Die Unterkünfte liegen zwischen 10-20 Euro und sind dann schon einigermaßen vernünftig. Es fällt jedoch auf, dass auch Hotels mit einer guten Grundsubstanz diese nicht richtig durchziehen. Etwas ist dann doch immer versifft, das Wasser ist kalt oder die Türen gehen nicht zu schließen. Geputzt wird nach unseren Masstäben echt schlecht und nur oberflächig und dann sieht ein Zimmer irgendwann kacke aus. Es bleibt aber auch hier dabei, wer für 10 Euro unterkommt sollte kein 4 Sterne Haus erwarten. Allerdings haben wir uns auch teurere Unterkünfte angesehen und finden das unsere Kritik auch auf die zutrifft. Englisch wird selten und häufig rudimentär gesprochen. Letzendlich ist man aber immer sehr bemüht und immer freundlich.
Das absolut gefeierte vietnamesische Essen haben wir noch nicht gefunden. Es gibt natürlich leckere Dinge und die meisten Gerichte sind spottbillig, aber zumindest unsere Geschmack haben nur einige Dinge getroffen. Denn man muss wissen: Hier wird nahezu ALLES in den Topf geschmissen. Von der Ratte bis zum Hühnerfuß und noch vielem mehr. Lecker z.B. eine vegetarische Nudelsuppe für Schlappe 40 Cent oder ein Lemongras Hühnchen oder Tofu für 1,50 Euro. Wir haben sogar gelernt, wie man sich als (Fake-) Vegetarier ausgibt. „Toi ang chay!!!“ Hilft aber nix. Mit einem freundlichen Lächeln wird Verständnis ausgestrahlt und so dann (wenns gut läuft) „nur“ die Wurscht in die Suppe geschnibbelt. Wenn wir viel Geld ausgegeben haben, sind wir mit max. 10 Euro (inkl. Getränke), selbst bei europäischen Gerichten weg gekommen. McDonalds und andere Schnellrestaurants sind superbillig. Ein Menü (Burger, Getränk, Pommes) kostet da um die 2,00 Euro. Sämtliche Dienstleistungen sind im Bereich von superbillig. Ein Ölwechsel, Bremse nachziehen, Luft prüfen und kette Fetten, schlägt mit gerade Mal 2 Euro (inkl. Öl) zu buche.
Auch interessant: Obwohl Vietnam durchaus Dengue-Land ist, haben wir bis jetzt nirgendwo Mücken-Spray mit DEET oder Icaridin gefunden. Unser Tipp: Ausreichend mitbringen! Auch Moskitonetze werden selten gestellt. Allerdings sind die Decken oft so hoch, dass man eigene nur unter der Gefahr eines schweren Haushaltsunfalls aufhängen kann.
Natürlich ist Vietnam mittlerweile ein Touristenmagnet, aber es gibt hier noch so viel zu entdecken. Es ist ungewohnt und bringt uns so auch immer wieder an unsere Nerven- und Geschmacks-Grenze. Aber es zeigt uns wieder neue und ganz andere Aspekte unseres Planeten und deren Bewohner. Eine andere Kultur, mit anderen Verhaltensweisen, ein anderes politisches System, andere Essgewohnheiten und für das Auge ungewohnte Momente lassen Vietnam zu einem wirklich tollen Reiseland werden. Es ist abenteuerlich und man muss sich darauf einlassen. Abstriche bei den westlich geprägten Gewohnheiten müssen gemacht werden. Gelingt das, ist Vietnam wirklich toll und beeindruckend. Ob und wie sich dieses Fazit verändern wird sehen wir im zweiten Teil der Vietnamreise, wo wir vom Norden in den Süden reisen wollen.
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